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LCHM

  • von Johannes Fürst
  • 19 Apr., 2020

Ein ganz besonderes Museum und eine Fahrradtour auf Antilope Island

Wir sind in Salt Lake City – Wer hätte es gedacht: Einzig und Allein wegen dem Land Cruiser Heritage Museum sind wir rund 500km Umweg gefahren. In der Stadt angekommen mussten wir unbedingt noch zu einer Wäscherei um vor allem das Landcruiser-T-shirt waschen zu können, das ich für die Besichtigung unbedingt anziehen wollte! Nach diesem Stopp schauten wir uns noch Campingstühle in zwei verschiedenen Outdoor-Läden an, konnten uns aber für keinen entscheiden und erreichten dann das Museum. Bis wir den Eingang fanden, dauerte es etwas und wir fuhren zweimal um den selben Block.

Etwas enttäuscht parkte ich unseren Landcruiser auf dem Museumsparkplatz. Ich hatte mir eine große Glasfassade und große Werbeschilder vorgestellt, die das Gebaude schmücken. Nichts von dieser Traumvorstellung hatte sich bewahrheitet. Ein nicht zu groß geratenes Graffiti schmückte eine Wand der Lagerhalle aus Backstein und roten Toren. Nur kleine Schilder wiesen auf das Innenleben hin. Nun aber doch etwas aufgeregt wie ein kleines Kind vor Weihnachten betraten wir die Halle. WOW, unfassbar, blitzblank standen über 90 Landcruiser in Reih und Glied vor uns. Es dauerte einige Minuten bis ich den kleinen Schreibtisch mit dem netten Herrn vor mir wahrnahm. Nachdem wir genauer erläuterten, wo wir den herkommen, wurde uns sofort ein kleines Fähnchen in die Hand gedrückt, das wir auf der Besucherweltkarte an die Stelle von Ingolstadt heften durften. Nach dieser Ehre konnten wir dann die ausgestellte „Ware“ in Ruhe genießen. Von 1955 bis 2019 teilen sich die Ausstellungsfahrzeuge ihre Bahjahre. Einige tolle Umbauten mit starken Modifikationen zogen unsere Blicke auf sich. Aber vor allem die Landcruiser der älteren Baureihen erhielten unsere volle Aufmerksamkeit. Auch die Fahrzeuge aus der „Expedition 7“ waren zu bestaunen. Vom Gründer des Museums initiierte Expedition die das Ziel hatte mit ein und dem selben Fahrzeug auf allen sieben Kontinenten zu fahren. Nur einer der fünf Landcruiser war wirklich auf Allen, da ein Transport zur Antarktis etwa 200 USD pro Kilogramm kostete, wurde darauf verzichtet mit allen fünf Fahrzeugen dort zu fahren. Etwa zwei Stunden hielten wir uns in der Ausstellung auf und wir beide verließen die Lagerhalle begeistert und mit der Gewissheit, das sich der Umweg definitiv gelohnt hatte. Beim verabschieden drückte uns der Herr an der Kasse noch einen kleinen Karton in die Hand mit den Worten: „ein Gruß des Hauses“. Tina hatte Ihm zuvor erklärt, wie schwer es ist in Nordamerika an Ölfilter zu kommen. Da zauberte er einfach einen aus dem Hut. Das war wirklich eine sehr nette Erfahrung. Bei aller Aufregung hatten wir fast noch die Drohne vergessen. Laut Paketverfolgung wurde diese bereits an den UPS-Laden ausgeliefert und war bereit zum abholen. Nun hatten wir Gewissheit, die Drohne wurde ausgetauscht und wir waren Besitzer einen Neuen. Ein Glück das ich diese versichert hatte und somit schnell und unkompliziert Ersatz erhielt.

Wir waren also wieder stolze Besitzer einer neuen fliegenden Kamera. Diese wurde sogleich in den Transportkoffer verfrachtet und alle Verpackung entsorgt, da wir für keine zusätzlichen Dinge Platz im Fahrzeug haben. Guter Dinge fuhren wir also wieder aus der Stadt und kamen am frühen Abend auf Antilope Island an. Durch ein gutbürgerliches Viertel führte die Straße unweigerlich auf das Kontrollhäuschen des State Parks zu. Dort entrichteten wir natürlich die Besichtigungsgebühr und zusätzlich zwei Übernachtungen. Nur noch zwei Plätze waren laut Parkpersonal für die Auswahl zur Verfügung gestanden, was uns später noch etwas irritierte, da etwa die Hälfte der Campingplätze unbelegt waren. Die Fahrt führte uns etwa zehn Minuten über den Causway - Beeindruckend, die Salzflächen rechts und links der Straße. Am Campingplatz angekommen errichteten wir unser Schlafzimmer, luden die Fahrräder ab und gingen ins Bett. Die etwa 20 Kinder nebenan nervten uns mit lautem Geschrei noch bis 22:00 Uhr, dann konnten wir endlich einschlafen und träumten von Landcruisern - was sonst.

Den nächsten Morgen ließen wir uns Zeit und telefonierten mit Freunden und Eltern während wir die ersten Bisons um den Platz grasend bestaunen konnten. Tina hatte den Plan bis an die Südspitze der Insel zu fahren, mit dem Fahrrad, was mir angesichts der Berge eine eher ambitionierte Unternehmung erschien. Bei unserer Kondition eher eine Zweitagestour. Nichtsdestotrotz machten wir uns auf den Weg die Insel mit dem Fahrrad zu erkunden. Die ersten Kilometer führten uns hauptsächlich auf den geteerten Straßen hinunter entlang des Ostufers. Kara lief mit einer Ausdauer und Gehörigkeit nebenher, als hätte sie niemals etwas anders gemacht. Nach einiger Zeit erhöhte sich das Verkehrsaufkommen zunehmend und entlud sich in Form eines Sonntagsausflugs von Dodge-Challenger-Besitzern die als Schlange an uns vorbei fuhren. Normalerweise freue ich mich über derartige automobile Klassiker, wenn auch neu aufgelegt, aber inmitten dieses Naturreservates eher unpassend... Eine Tafel am Straßenrand informierte Touristen über den Film „The Covered Wagon“ der auf Antilope Island gedreht wurde und 1923 in die Kinos kam. Unter anderem einer der erfolgreichsten Filme der Stummfilmära.

Eine „Public Workstation“ (öffentliche Reperaturinsel) zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Wir pausierten, witzelten etwas und fuhren nun weiter auf einem Trampelpfad entlang der steppenartigen Vegetation entlang des Salzwasserseeufers. Bisons kreuzten des öfteren unseren Weg und wir schoben uns mit Vorsicht und Bedacht an diesen monströsen Säugetieren vorbei. Manchmal lässt das Schnauben sie doch etwas bedrohlich wirken während sie sonst gemächlich vor sich hin grasen.

Im Besucherzentrum kam ich mit einer der Ranger ins Gespräch und ich stellte die Frage die Tina und ich schon sehr lange diskutieren: „Ist Antilope Island eine Insel oder eine Halbinsel?“. Da ich anhand von Google Maps Antilope Island als Halbinsel dargestellt im Kopf hatte, sprach ich auch dementsprechend in unserem YouTube-Video darüber und definierte sie als Halbinsel. Die Frau im Besucherzentrum konnte mir zumindest teilweise Recht geben. Es hängt vom Wasserspiegel ab ob Antilope Island eine Halb- oder Insel ist. Wobei es in der Zukunft aller Wahrscheinlichkeit nach eine Halbinsel werden wird, da vor Allem durch menschlichen Eingriff der Wasserspiegel definitiv abnehmen wird. Er war zum Zeitpunkt unseres Besuchs etwa 10 ft (grob überschlagen 3m) tiefer als er eigentlich sein sollte, was eine enorme Differenz ist. Allein 3m ist ein großer Unterschied wenn man aber nun noch die Fläche des Salzsees ansieht fehlen ganz schön viele Liter an Wasser. Vor allem dem Ökosystem!

Zurück auf dem Campingplatz beobachteten wir zwei Binsons beim Revierkampf, welche sich über das zum Teil steile Gelände jagten – fasst wie ein kleines Erdbeben konnten wir die Erschütterungen wahrnehmen.

Unser gusseiserner Topf bereitete unser Mahl an diesem Abend. Hätte ich nur einige Minuten früher in den Topf gespäht, wären die Hühnerschenkel genau perfekt gegart gewesen. Leider aber diesmal etwas dunkler als gewünscht, dennoch sehr lecker geworden.

Im Morgengrauen konnten wir nochmals den wunderbaren Ausblick über das spiegelflache Wasser und die dahinter liegenden Berge genießen, ehe wir uns wieder auf dem Highway Richtung Nevada befanden. Wir legten einen kurzen Stopp an den Bonneville Salt Flats ein. Eben jene Fläche, auf der die meisten Geschwindigkeitsrekorde auf Land eingefahren werden. Eine fast endlos erscheinende Fläche aus Salz. Doch zu unserer Ernüchterung war diese etwa 20-30cm mit Wasser bedeckt und ein befahren unmöglich und verboten. Nein, einen Geschwindigkeitsrekord wollten wir mit unserem fahrbaren Untersatz nicht aufstellen, obwohl, wenn ich jetzt so nachdenke, wäre es durchaus ein leichtes gewesen als schnellstes (schwerstes) Overland-Travel-Vehicle einen Eintrag ins Guinessbuch der Weltrekorde zu bekommen. Trotzdem fanden wir eine „kleine“ Fläche, auf der wir eineige Runden drehten.

Unsere Reiseroute führte uns dann weiter in den nur unweit entfernten Bundesstaat Nevada und weiter an die Westküste in Kalifornien!

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Verabschiedung, wieder einmal, von lieb gewonnenen Menschen die wir vor zwei Tagen noch gar nicht kannten... Das ist eines der Dinge, die es beim Reisen auszuhalten gilt. Neue Freundschaften schließen, sich zusammen gesellen und wieder getrennte Wege gehen. Meist mit der Gewissheit sich für Jahre oder gar ein Leben lang nicht mehr wieder zu sehen... Ich zumindest scheine mich daran nicht zu gewöhnen und versuche diese Momente zu meiden.

Wir fahren also drei Stunden Richtung Norden. Das war so gar nicht unser Plan. Aber dort lebt nun mal Sohn und Schwiegertochter des gerade verabschiedeten Paares auf einer größeren Cattle Ranch. Und die wollen wir natürlich auch noch sehen vor allem sah sich Tina schon gedanklich auf einem Pferd in die Steppe reiten. Schnell noch einmal umdrehen und die Büffelherde fotografiert. Dann endlich erreichen wir die Kreuzung, die uns empfohlen wurde um einen Stopp einzulegen. Denn in der Nähe soll es einen Amish – Supermarkt geben. Dort füllten wir unsere Essensvorräte auf und gönnten uns ein Sourdough – Sandwich. Beide hatten wir eigentlich etwas anderes erwartet, stattdessen bissen unsere Kauleisten in eher weiches, goldgelb gefärbtes Kastenweißbrot... „Sauerteig“ war das definitiv nicht. Neben Käse- und Wurstprodukten gab es auch exotisches, wie dehydrierte Gemüsechips aus Okraschoten. Da musste natürlich eine Packung den Besitzer wechseln und ich gebe zu: sehr lecker! Tina kann das nicht bestätigen, aber die hatte ich ja auch für mich gekauft.

Am frühen Nachmittag erreichten wir die Ranch und wurden per SMS über die Sichtung unseres Autos informiert. Der Hausherr meinte wir sollen uns wie zu Hause fühlen, er wäre gleich zurück vom Feld. Wenig später fuhr dieser mit Pickup und passend großem Viehanhänger ein. Begrüßte uns recht herzlich und entlud zwei Kühe und ein Pferd aus dem Hänger. Ohne Zeit zu verschwenden ging es für Tina gleich auf das eben entladene Pferd, ein zweites wurde gesattelt und ich war froh für dieses Mal ein Side – by – Side (auch ATV, ähnlich einem Quad, meißt aber mit Fahrerkabine und mehreren Sitzplätzen) nutzen zu dürfen. Wir drei drehten eine Runde über die nahe gelegenen Weiden und begutachteten die grasende Rinderherde.

Wir wurden zu Kaffee und kleinen Snacks ins Haus gebeten und auch sofort mit Bier bedient. Kurz darauf kam auch die Frau des Hauses zurück vom Zahnarzttermin und schloss sich der Trinkrunde mit einem Glas Vodka - Tonic an. Etwas erstaunt öffnete ich meine zweite Dose Bier. Ein Auto war zu hören, die Tür öffnete sich und herein kam der erste Cowboy. Ein Mann im Rentenalter, Schnauzer und Hut gesellte sich nun auch zu unserer Runde. Er ließ sich auf einem der alten Holzstühle, die um den Küchentisch standen, nieder. Ohne zu zögern griff er zur Whisky – Flasche und schenkte sich gekonnt ein paar gute Tropfen ein. Um den Vorgang nicht allzu oft wiederholen zu müssen wurde das Glas fasst halbvoll gefüllt. Scherze und Floskeln über gestern und heute wechselten durch den Raum und einige lustige Geschichten wurden uns erzählt. Ich öffnete mein drittes Bier. Tina stieg nun auch auf Whisky um. Da öffnete sich erneut die Tür und ein weiterer Cowboy schritt herein. Er begrüßte alle und lieferte sich sogleich ein kleines verbales Hin und Her mit dem alten Herrn. Man kennt sich scheinbar, und das auch nicht erst seit Gestern. Der zweite Cowboy: Groß und schlank, jedoch mit einem kleinen „Wohlstandsranzen“, setzte er sich gekonnt auf einen der Barhocker. Lässig baumelte ein Bein, während das andere abgestützt wurde. Mit Drei-Tage-Bart, großflächiger Pilotenbrille nach Vorlage aus den 1960´er Jahren und einem weißen Hut zog er beim Reden einen seiner Mundwinkel sehr weit nach hinten und kaute auf einem Zahnstocher herum. Eine Erscheinung.

Es wurde ebenfalls ein Whiskyglas befüllt und dem Neuankömmling gereicht. Die Beilagen für das Abendessen wurden während dessen bereitet und waren bald fertig zum verspeisen. Der Hausherr verließ ab und zu das Geschehen um sich mit dem vorgeheizten Grill auf der Veranda zu beschäftigen. Es wurde lange diskutiert, wer von den Gästen (von uns abgesehen) zum Abendessen bleiben würde und wer nicht... Es wurde weiter gescherzt und gelacht bis kurz vor dem Servieren der Speisen der ältere der beiden Cowboys sich von seinem Stuhl erhob und das Geschehen verließ. Ich darf vorwegnehmen: Er schaute auch am nächsten Tag wieder in der Küche vorbei. Es wurden mittlerweile die Steaks aufgeteilt und gegessen. Die Köchin selbst hat auf das Abendmahl verzichtet und so scherzte man am Tisch über die Zutaten die sie dem Essen beigemischt haben könnte. Während dessen ließ man es nicht zu, dass eine Kehle auf dem trockenen sitzt und man wurde stets mit gekühltem Bier und Eiswürfel für die Whiskytrinker versorgt. Auch wenn ich gerade eine neue Dose geöffnet hatte und gerade mal ein paar Schluck genommen habe, stand schon die nächste bereit. Zusätzlich wurde auch noch getestet ob die Nachschubdose noch kalt genug sei und gegebenenfalls mit einer Frischen ausgetauscht. So wurde weiter gescherzt und gelacht. Es ging wieder ein Mal um Gott und die Welt, wie man so schön sagt. Die Flaschen leerten sich, es wurden neue auf den Tisch gestellt. Keiner musste verdursten. Die Gemüter wurden mit sinkendem Flascheninhalt zunehmend fröhlicher.

Tina hatte sich zeitweise zu den drei Hunden auf den Boden in Küche und angrenzendem Wohnzimmer gesellt. Die Hunde hatten sich sichtlich über Gesellschaft gefreut. Als Sie sich wieder auf Augenhöhe mit der Runde begab, traute ich meinen Augen nicht als ich das künstliche Fell, gespickt von Krümeln und sonstigem Dreck von Oben bis unten an Ihr sah. Scheinbar hatte die schwarzen Fasern ihrer Kleidung und der Bodenbelag geradezu auf eine Verbindung miteinander gewartet. Es gab keine Möglichkeit, diesen Zustand wieder rückgängig zu machen, ohnehin hatte es außer mir weder jemand entdeckt noch hatte es jemanden gestört. Die Wahrnehmung wurde zunehmend verklärter als sich die Schnapsflaschen weiter leerten. Eiswürfel wurden mittlerweile aus den Reserven in der Gefriertruhe entnommen, da die Eiswürfelmaschine den enormen Bedarf nicht mehr decken konnte.

Fuck, Fuck, Fuck... Ein Wort, das man sicherlich in der Öffentlichkeit nicht zu oft hört. Hier in der Küche dafür umso öfter. Es hätte auch Pulp Fiction in Dauerschleife sein können, das hätte die Fuck – Frequenz bestenfalls noch gesenkt. Ich wurde nämlich von Tina des öfteren ermahnt, wenn ich das Wort denn verwendete. So meinte Sie, die Amerikaner fänden es nicht sehr angebracht. Wir wurden eines besseren belehrt und es wurde nach Lust und Laune mit allen möglichn Ausdrücken um sich geworfen. Ab 23.00 Uhr wurden Wetten entgegengenommen, wie präzise der Wetterbericht denn sei. Es wurde ab Mitternacht Schnee und ein Temperatursturz vorausgesagt. Von +12 Grad sollte es in die Minusgrade gehen. Wir wurden nicht entäuscht. Es gab keine Gewinner und keine Verlierer bei dieser Wette, lediglich die eingetretene Prophezeiung mit einem weiteren Glas Whisky begossen.

Zunehmend setzten Sprachfehler ein, gerade bei den weiblichen Teilnehmerinnen. Ich versuchte meine Dose Bier möglichst lange warm zu halten, bis ich eine neue aufmachen musste. Der Gastgeber war mittlerweile verschwunden und tauchte nicht mehr auf. Ich entschloss mich, nach dem halben Bier zu verabschieden, es war bereits 00:30 Uhr und die Gespräche wurden zeitweise sehr unverständlich, da entweder die Muskulatur nicht mehr in der Lage war die Befehle vom Gehirn in verständliche Laute zu verwandeln, oder aber das Gehirn selbst schon Fehler beim Ansteuern der jeweiligen Nerven machte. Sowohl als auch musste ich leider feststellen, das die Runde von einer lustigen und spitzfindigen Unterhaltung zu einem unverständlichem Gebrabbel auf Kindergartenniveau, sowohl inhaltlich als auch akustisch, geworden ist. Noch einmal holte der letzte Cowboy zu einer Geschichte aus... Es wurden einige Umwege genommen bis die Erzählung dann endlich zum anfangs erwähnten Ende kommen würde. Pointen sehen anders aus! Danach nutzte ich die kurze Gedenkpause der Anwesenden und verabschiedete mich ins Bett. Es war 1.30 Uhr. Gute Nacht.


von Johannes Fürst 25 Okt., 2019
Wieder in der falschen Spur... Die unzähligen Schilder, Werbetafeln und Wahlplakate lenken doch manchmal zu sehr vom Straßenverkehr ab. Ich konnte nicht mehr wechseln und musste abbiegen. Nach diesem kleinen Umweg waren wir aber dann direkt in der Schlange vor den Grenzposten. Ein Auto nach dem Anderen wurde abgefertigt.

Meine Befürchtung, dass es bei uns etwas länger dauern würde, wurde natürlich erfüllt.

Wie schon an den Grenzübertritten nach und von Alaska wurden unser Auto und wir von ca. 20 Kameras und Sensoren während dem Durchfahren gefilmt und gefilzt. Der Grenzbeamte war aber sehr nett und beantwortete all unsere Fragen. Um das I94 Dokument in den Reisepass zu bekommen, muss man sich im Bürogebäude melden und auch einen kleinen Betrag bezahlen. Nach einer kurzen Wartezeit hatte sich ein Beamter aus der amüsierten Diskussionsrunde mit seinen Kollegen gelöst und bat uns an den Schalter. Unsere Fingerabdrücke wurden genommen und wir durften beide einmal in die Kamera lächeln. Auf die Frage wie viel Geld wir hätten, antwortete ich mit der Antwort: 700$ Cash. Die Gesichtszüge des Beamten veränderten sich von freundlich zu entsetzt. Tina klärte mich auf, dass sich die Frage nicht nur auf unser Bargeld beziehe, sondern vielmehr auch auf unser Bankguthaben. Als wir die durchaus akzeptable Summe auf unserem kanadischen Konto erwähnten, brachte erst der Hinweis auf noch mehr Geldreserven in Deutschland Erleichterung beim Beamten.In der Zwischenzeit durchleuchtete ein zweiter Grenzkontrolleur unseren Fahrzeuginnenraum. Tomaten und Zitronen wurden aussortiert. Das Feuerholz durften wir Dank der Verpackung behalten und die Kühlbox wurde mit dem sichtbaren Biervorrat auch durchgewunken. Das I94 Visum wurde in die Pässe geheftet und wir konnten in die USA einreisen.Durch die nächtliche Stadt Sumas ging es mit ein paar Umwegen dann doch noch zu unserer Unterkunft. Einmal mehr haben wir unser Auto mit Mausefalle und Duftstoffen versehen um eine erholsame Nacht in einem normalen Bett zu verbringen.

Für den Samstag haben wir uns vorgenommen amerikanische Handyverträge abzuschließen und sind deshalb nach Belingham gefahren. Bei den drei größten Anbieter AT&T, Verizon und T-mobile wollten wir vorstellig werden. Verizon hatte leider keine Prepaid Angebote die auch Mexiko und Kanada einschließen, somit wurden wir von einem Sonderangebot von T-mobile überzeugt und haben nun jeweils einen Prepaid Vertrag der in ganz Nordamerika nutzbar ist. Leider hatte für unser Tablet die SIM – Karten von T-mobile nicht funktioniert, so haben wir kurzum einen Datentarif von AT&T genommen und sind somit hoffentlich gut gewappnet für die Weiterreise und stets mit der Außenwelt verbunden. An die amerikanischen Umgangsformen muss man sich auch erst einmal gewöhnen. Zum einen wird dein Vorname ständig wiederholt und gefühlt besteht jeder Satz aus 50% eigenem Vornamen, zum anderen ist alles was man sagt, wunderbar aufregend und „soooooo exciting“. Wenn ich unsere Situation erklärt hatte und erwähnte aus Deutschland zu kommen, beteuerte jeder Berater wie gerne er doch nach Deutschland reisen möchte, es aber leider noch nicht geklappt hat. Auch eine ausführliche Begrüßung und die Frage nach der Befindlichkeit wird allem voran gestellt. Manchmal nervt´s! 

Auf der Rückfahrt zu unserer Unterkunft ging es mir zunehmend schlechter und wir beschlossen unsere Weiterreise auf den Montag zu vertagen um einen entspannten Sonntag zu verbringen und meinem Magen etwas Entspannung zu gönnen. Joel, dem Sohn unseres Arbeitgebers in British Columbia, konnten wir die Einladung zum sonntäglichen Footballvergnügen vor dem Fernseher mit Nachos und Bier nicht ausschlagen. So wurde der Nachmittag ziemlich lange, bis wir wieder zurück in unserem Appartment waren. Das Footballspiel wurde nur noch am Rande beobachtet und vielmehr in Gespräche über Religion, Politik, Waffen und natürlich Trump vertieft. An dieser Stelle muss ich zugeben, umso mehr man Gespräche mit Amerikanern führt, umso mehr versteht man, warum dieses Land solch einen Präsidenten gewählt hat. Es gibt allerlei Gründe dafür, die durchaus verständlich sind.

Wir legten uns am frühen Abend ins Bett und nutzten Ihn, wie soll es anders sein, für den aktuellen Tatort.

Nach einer erholsamen Nacht, packten wir die letzten Sachen in unser Auto, zurrten die Fahrräder wieder auf das Dachzelt und machten uns auf den Weg zum Büro von Joel, welches nur ein paar Hundert Meter entfernt lag, um herauszufinden das er in der Hauptniederlassung der Firma war. Diese ist etwa 20 Meilen weiter. Beim Wenden ist mir aufgefallen, das es auf dem Firmengelände eine LKW-Waage gibt und wir konnten unser Auto in vollem Rüstzeug wiegen. Bis dahin, ahnten wir nur, wie schwer wir vollbeladen und betankt sind. Jetzt hatte das ganze Hand und Fuß: ohne meine Wenigkeit und befülltem Wassertank sind es 8080 Pfund – etwa 3665kg, ganz schön schwer...

Den Hausschlüssel hatten wir abgegeben, noch ein paar Ratschläge für unsere weitere Reise eingeholt und uns spontan entschieden nicht mehr nach Westen an die Küste zu fahren. Das Wetter hatte uns seit dem Grenzübertritt mit drei Tagen Regen begossen und die Aussichten für Seattle und die Westküste des Bundesstaates waren keineswegs berauschend.

So verließen wir die Stadt Linden wieder Richtung Sumas und bahnten unseren Weg durch hunderte von Beerenplantagen in Richtung Osten. Washington ist die Nummer eins unter den Produzenten für Himbeeren, Hopfen und Süßkirschen in den USA. Wir sind an Blaubeer-, Himbeer-, Erdbeer- und Apfelplantagen vorbei gefahren. Das Wetter ließ uns aber keinen Blick auf Mt. Baker zu, nach Mt. Rainier der am stärksten mit Gletschern bedeckte Vulkan in dem Kaskadengebirge. Durch einen märchenhaften Wald mit moosbehangenen Bäumen und verschiedensten Farnen schlängelte sich die Straße immer weiter hinein in das Gebirge. Vorbei am Diablo Dam, einem Staudamm mit angeschlossenem Kraftwerk, erreichten wir den Rainy Pass auf 1479m. Den Namen gab er bei unserer Überquerung alle Ehre: Es regnete, bzw. schneite ab 1200m ununterbrochen. Dies ist wohl den Namensgebern auch im Gedächtnis geblieben... Den Pass, zum Glück auch den Regen hinter uns verließen wir allmählich das Gebirge und fuhren in ein breiteres Tal ein bis wir die kleine Stadt Winthrop erreichten. Wir wurden von einer authentischen Westernstadt mit überdachten Holzstegen entlang der bunt bemalten Fassaden von Geschäften, Restaurants, Imbissbuden und Souvenierläden überrascht. Das einzige, was dem Gefühl in ein anderes Jahrhundert abzutauchen trübte, waren die geparkten Autos und Pick up´s vor den Geschäften. Es passte einfach nicht – diese „Moderne“. Mittlerweile war es schon am frühen Nachmittag und unsere Mägen knurrten. So suchten wir das Restaurant mit dem ulkigsten Namen der Stadt und wurden fündig: Three Fingered Jack´s Saloon. Auf einer schwarz-weiß-karierten Tischdecke, Senf, Ketchup sowie Tabasco griffbereit, ließen wir uns die Burger schmecken.

Auf den Hügeln und Plateaus des auslaufenden Gebirges vermehrten sich die angelegten Felder, die Ausmaße erreichten, die wir aus Deutschland nicht gewohnt sind. So wurde es zunehmend schwieriger einen geeigneten Platz für das Nachtlager zu finden. Die App iOverlander zeigte für das Gebiet auch nicht viele Optionen. Tina fand aber einen geeigneten Parkplatz an einem See den wir über eine Schotterpiste erst bei Nacht erreichten. Die Landschaft konnten wir in der Dunkelheit nur erahnen und waren umso mehr auf den nächsten Morgen gespannt.

Dieser sollte uns nicht enttäuschen. Das Seeufer von Banks Lake war nur einige Schritte vom Auto entfernt und über der Landschaft bot sich ein wunderbarer Sonnenaufgang. Wir erklommen einen der Berge am Ufer des Stausees, steil hinauf über Geröll und genossen die Aussicht. Weiter ging unsere Fahrt über immer größer erscheinende Felder und nach Stunden durch die Großstadt Spokane. Kurz danach erreichten wir die Grenze zu Idaho. Da ich von Freunden erfuhr, dass das Land Cruiser Heritage Museum in Salt Lake City vom 27. Oktober für einige Wochen schließt, versuchten wir möglichst schnell nach Red Lodge, Montana, zu kommen um Bekannte auf deren Farm zu besuchen. Die Nachtplatzsuche gestaltete sich an diesem Nachmittag und Abend abermals schwierig und wir zahlten schlussendlich für einen Campingplatz in Missoula, Montana. Einige Tage später sollten wir feststellen, dass wir genau auf diesem Campingplatz etwas wichtiges vergessen hatten... Um genauer zu sagen ICH hatte einen wichtigen Gebrauchsgegenstand am Waschbecken liegen gelassen. Es war weder die Seife noch die Zahnbürste, sehr viel wichtiger!

Am späten Mittwoch Nachmittag erreichten wir Red Lodge an den nördlichen Grenzen des Yellowstone Nationalparks. Wir trafen unsere Herbergsleute an einer Tankstelle und folgten Ihnen auf den Bauernhof.

Mit einem, ich würde sagen klassischem Abendessen, wurden wir verwöhnt. Es gab 2cm dicke Rindersteaks, die dem Hausherren immer noch zu dünn waren, Kartoffeln, Kürbisgemüse und Spargel - Einfach aber sehr schmackhaft. Wir ließen den Abend bei mexikanischem Bier und angeregter Unterhaltung ausklingen, so konnten wir abermals einen tieferen Einblick über das Leben speziell in Red Lodge, Montana erfahren. Die Stadt hatte in der Vergangenheit eine Vielzahl von Kohlemienen die seit den 1890´er Jahren betrieben wurden. Traurige Berühmtheit erlangte die kleine Stadt als 1943 eine Explosion 74 Männern das Leben kostete.

Am nächsten Morgen bekamen wir eine kleine Tour über die Weiden und einen Eindruck wie leicht es doch ist, mit gut trainierten Border Collies Kühe zu treiben. Dieses Zusammenspiel von Mensch und Hund ist eine wunderbare Sache zu beobachten und hatte ich so noch nie selbst gesehen. Bevor wir gemeinsam in die Stadt fahren wollten, gab Tina noch eine Tour um und durch unseren Fahrzeugausbau, um mich ganz beiläufig zu fragen, wo denn eigentlich die Espressokanne abgeblieben sei.... Tja, was soll ich sagen? Das war wohl der Gebrauchsgegenstand, der auf dem Campingplatz liegen geblieben ist. Zum Mittagessen fanden wir uns in einem der zahlreichen Restaurants in der Einkaufsmeile von Red Lodge wieder und besichtigten einen Süßwarenladen der Extraklasse. Die Wände waren bestückt mit allerlei alter Metallschilder, antiker Tankstellenpumpen und Relikte aus vergangener Zeit. Zwischen all dem Krempel wurden hunderte verschiedene Süßigkeiten, Bonbon´s und Schokoladen angeboten. Eine wahres Erlebnis, auch ohne einen Kauf getätigt zu haben. Ein kleines Happyend darf ich zum Schluss noch verraten: In der örtlichen Kaffeerösterei konnten wir eine neue Espressokanne erstehen - somit war die Welt wieder in Ordnung.......


von Johannes Fürst 21 Okt., 2019
Es ist September 2019. Die Temperaturen gehen mittlerweile in die Minusgrade. Auf den Hügeln, die in der Ferne um die Farm liegen, hat es den ersten Schnee. Wir versuchen jeden Tag nach der Arbeit unsere Vorbereitungen voranzutreiben. Unser Toyota möchte noch einige Dinge getauscht bekommen und ein Service steht auch noch an, bevor es wieder auf die Straßen Nordamerikas gehen kann. Natürlich zieht sich alles etwas länger als erwartet. Auch unser letzter Arbeitstag wird immer wieder von unserem Arbeitgeber verschoben. Er möchte unbedingt noch einige Projekte erledigt haben, bevor es für uns weiter gehen kann. Leider geht die Arbeit eigentlich nie aus, es ist eher so, das vor allem die unzähligen Maschinen immer wieder neue Krankheiten entwickeln und es somit gerade für mich in der Werkstatt nie Leerlauf gibt.Die Wochen vergehen und nun ist es bereits Mitte Oktober.
Wir brechen endlich auf – ein bewölkter Samstag. Unser erster Abschnitt geht wieder zurück durch die Rocky Mountains, die man nicht oft genug durchqueren kann, eine wunderbare Berglandschaft. Wir planen Thanksgiving mit Freunden in Red Deer / Alberta zu verbringen. Danach geht es weiter zu unserem zweiten Pflichtstopp auf der Reise Richtung USA: Calgary. Dort machen wir halt um eine neue KFZ-Versicherung abzuschließen. Leider ist es uns nicht möglich unsere alte Versicherung zu verlängern, bzw. haben sich im Laufe der Zeit die Bedingungen geändert und Thum Insurance Ltd bietet keinen Versicherungsschutz mehr für Kanada an. Lediglich für die USA. Unser Plan ist aber unser Auto wieder von Halifax zu verschiffen, somit ist ein Versicherungsschutz für beide Länder unerlässlich.
Trotz kaltem und regnerischem Wetter hatten wir einen sehr schmackhaften und sechs-kilo schweren „Erntedanktruthahn“ zum Thanksgiving 2019 in Red Deer mit allerlei Beilagen. Am Montag war Feiertag, so sind wir erst am Dienstag aufgebrochen und haben in Calgary eine neue Autoversicherung abgeschlossen.
Am selben Tag noch, sind wir Richtung Süden auf eine der vielen „Forest Service Roads“ abgebogen und entlang der Berge weiter Richtung Süden gefahren. Umso höher wir kamen, umso mehr lag schon das weiße Winterkleid über der beeindruckenden Berglandschaft. Unser Navigationssystem hat uns von Anfang an des öfteren über „Umfahrungen“ der eigentlichen Gravel Road gelotst. Die ca. 200km Strecke wurden mit einer Fahrzeit von rund sieben Stunden angegeben. Bis dahin hat uns das nicht weiter gestört, da wir davon ausgingen, wir können auf der uns nun bekannten „Forest Service Road“ bleiben, die bis dahin relativ gut beschaffen war. Etwa eine Stunde vor der Dämmerung kamen wir an ein Schild, das nach kurzem Überfliegen eine Weiterfahrt für unautorisierte Fahrzeuge, wie wir eines sind, verbietet.
Hier geht also, die vom Navi von Anfang an geplante Umfahrung los. Ohne weitere Beratschlagung ging es also auf die schlechte, eingeschneite Holzfällerstraße und wir folgten Ihr den Hügeln hinauf. Über eine kleine Holzbrücke und vorbei an zwei Campinganhängern ging es steil bergauf. Auf der Anhöhe angekommen verzweigte sich die Straße in einen ausgewiesenen ATV- und Snowmobil Trail und laut Karte in eine Sackgasse. Maps.Me hatte uns also von vornherein auf den Trail gelotst und diesen als unsere Route auserkoren. Dieser geht nach ca. 5km wieder zurück auf die ursprüngliche Gravel Road von der wir abgebogen sind. Nach einem kurzen Fußmarsch in den Schnee haben wir die Schneetiefe für akzeptabel begutachtet und uns ohne weitere Vorkehrungsmaßnahmen, wie z.B. Reifendruck ablassen, auf den Snowmobil Trail begeben. Kara durfte natürlich nebenher laufen, wie Sie es mittlerweile gewohnt ist, sobald unsere Reisegeschwindigkeit unter 15km/h fällt.
Nach nur geschätzten 20m und der Überquerung eines kleinen Grabens musste ich feststellen das unsere Traktion bergauf immer schlechter wird und der Schlupf zunimmt. Sprich die Fortbewegungsgeschwindigkeit steigt nicht mehr linear zur Umdrehungsgeschwindigkeit der Reifen. Eher im Gegenteil: Umso schneller die Reifen drehen, umso langsamer fühlt sich die Fahrgeschwindigkeit an. Das ganze schon an einer leichten Steigung innerhalb der ersten 100m auf einem Weg, der über 50 Mal so lang sein soll......
Keine guten Voraussetzungen.
Generell halte ich nicht gerne an einer Steigung. Vor allem nicht unter diesen Bedingungen. Also nichts wie hoch bis es entweder nicht mehr geht oder eine eben Fläche zum Wenden erreicht ist. Ich habe es geschafft über den Hügel zu kommen und wir befanden uns wieder leicht abschüssig an einem Hang - FESTGEFAHREN

Bis zu diesem Zeitpunkt gab es keine Möglichkeit zum Wenden oder Anhalten. Auch die zugeschaltete Vorderachssperre brachte keine Verbesserung der Situation. Die Seilwinde war schnell ab gespult und ein Schlupf um einen geeigneten Baum wurde als Bergeanker genutzt. Damit war es ein Kinderspiel unseren Dampfer wieder auf Kurs zu bringen. Die Schneetiefe und der Umstand über die bevorstehende Streckeließ uns ohne große Diskussionen eine Entscheidung zu treffen - Umkehren. Leider war ein Wenden an Ort und Stelle unmöglich bzw. hätte uns im besten Fall noch mehrere Windenaktionen abgefordert. Also versuchte ich mit bedachtem Gaspedaleinsatz rückwärts den kleinen Buckel hoch zu kommen um dann wieder weiter bergab fahren zu können.
Erster versuch gescheitert.
Zweiter Versuch gescheitert........
Je öfter ich es versuchte, desto schwerer wurde es den Wagen auf den Spuren zu halten. Sobald ich in den losen Schnee abgerutscht bin, war es ohnehin unmöglich.Beim etwa 8. Mal hat es dann geklappt und ich bin in einem Zug den ganzen Weg wieder Rückwärts bis zum Waldweg zurück gefahren. Nun also wieder an der Kreuzung mit der „Service Road“ angekommen, haben wir das Warnschild etwas genauer, bzw. komplett gelesen und Siehe da:

Es ist erst ab Dezember bis April gesperrt........

Was ein Schei......


Wir also wieder weiter auf geplanter Route und mit zunehmender Dunkelheit, nur noch nach einem geeigneten Nachtplatz Ausschau gehalten. Der schnell erreichte Provincial Park war noch geöffnet, die Stellplätze aber nicht vom Schnee befreit. Auf der Weiterfahrt haben wir aber relativ schnell einen geeigneten Platz gefunden, direkt an einem Fluss mit schöner Aussicht. Den oder die Besitzer eines geparkter Pick up und einem Zelt konnten wir bei unserer Ankunft nicht finden.

Nachdem wir unser Zelt aufgestellt hatten und wir ein Bier bzw. Glühwein genossen, erspähten wir eine Person die in voller Camouflage-Montur inklusive Rucksack und Gesichtsmaske einen Weg über den Fluss suchte. Bewaffnet mit einem Bogen schaute die Person des öfteren in unsere Richtung und ich versuchte durch Winken unsere freundliche Absichten klar zu machen. Man weiß ja nie.... Aber meine Gesten wurden nicht erwidert und die Person watete über den Fluss, hoch über die Böschung zum Zeltplatz. Er, mittlerweile als Mann identifiziert, zog sich um und verstaute seine Ausrüstung in Zelt und Pick up. Auch Blickkontakte in der Dämmerung verhalfen uns nicht das Eis zu brechen...

Wir gingen ins Bett und ich konnte eine sehr lange Zeit nicht einschlafen, musste stattdessen öfters mal aus dem Dachzelt spähen und die nachbarschaftlichen Ereignisse verfolgen.
Am nächsten Morgen – ein herrlicher wolkenloser Tag – die Sonne sandte Ihre Strahlen gerade über die Bergekuppen – entdeckte Tina das Nachtlager eines ungebetenen Untermieter in unserem Auto. Eine Maus hatte sich vor allem an Küchenrolle und Toilettenpapier verausgabt und alle möglichen Stellen mit kleinen schwarzen Dingen belegt... Wir beseitigten alle sichtbaren Hinterlassenschaften, kochten uns eine Tasse Kaffee und bereiteten belegte Brote für die Weiterreise.
Da bellte Kara los und ließ sich nicht mehr beruhigen. Der Grund war unser Nachbar. Ein Mann mit mehr oder weniger Outdoorunterwäsche und einer Regenjacke bekleidet kam uns entgegen. Freundlich entschuldigte er sich über sein abendliches Verhalten und begründete es damit, dass er sehr erschöpft aus den Bergen vom Jagen zurück gekommen war. Wir hatten uns den ganzen Vormittag über alles Mögliche unterhalten und viel über das Jagen und die Gegend erfahren. Als er von unserem Mausproblem erfuhr, schenkte er uns drei seiner Mausefallen und versicherte uns das die Maus wohl schon wieder über alle Berge sei. Wir tauschten Adressen aus und verabschiedeten uns.
Eineinhalb Stunden später erreichten wir die Kleinstadt Coleman und bogen Richtung Westen auf den Crowsnest Highway 3.

Nicht weit von Coleman ist die Stadt Sparewood in der wir den größten LKW der Welt, zumindest so wurde er beworben, bewunderten.
Die Ausmaße sind auf jeden Fall beeindruckend und einen Stopp wert. Um an diesem LKW zu schrauben, braucht man nicht einmal eine Grube, eine Hebebühne würde das Leergewicht von Rund 231t ohnehin nicht heben können, stattdessen kann man einfach unter Ihm hindurch laufen – Aufrecht!!!
Den nächsten Trip den ich geplant hatte, führte uns in die Berge nahe der US Grenze auf eine Holzfällerstraße vorbei an einigen kleinen Grundstücken mit haufenweise Schrott, hinein in die bewaldeten Hügel und Berge. Ein Jäger versicherte uns einige Campingplätze entlang der Straße. Abermals setzte die Dämmerung ein und wir waren noch immer unterwegs. Leider erwiesen sich die Seen auf der Karte als ausgetrocknet, so bogen wir in einen eingewachsenen Weg ein und folgten Ihm ein kurzes Stück. Dort machten wir unser Nachtlager bereit und wärmten unser Dachzelt vor. Ich musste nicht lange suchen bis ich genügend brauchbares Feuerholz zusammen hatte um es gemütlicher zu machen. Gerade als das Feuer etwas an Fahrt aufnahm, hörten wir ein Fahrzeug das sich zu nähern schien.
Es kam denselben Weg und als der Fahrer uns erblickte versuchte er wieder umzudrehen. Es war eine einheimische Familie. Der Grund für den Besuch blieb mir verborgen, aber es gab keine weiteren Besuche in dieser Nacht.
Tina präparierte unser Fahrzeuginnere noch mit Eukalyptus-Pfefferminz-Zedernöl beträufelten Wattebällen und stellte eine Mausefalle auf.
Am nächsten Morgen hatten sich die Wolken etwas verzogen und wir konnten einen schönen Ausblick aus dem Dachzelt genießen.
Von unserem Mitfahrer waren keine Spuren mehr zu sehen und wir wogen uns in Sicherheit, dass Sie irgendwo wieder ausgestiegen sei.
Zu dieser falschen Annahme später mehr.
Einen geplanten Trail nahe Penticton ließen wir aus um direkt zum Whipsaw Trail Head zu fahren. Rund 400km später starteten wir ebenfalls auf einer Holzfällerstraße in Richtung Berge. Nach etwa 20km erreichten wir eine Lichtung mit einer alten Scheune und anderen teilweise eingefallen Bauwerken früherer Zeit. Wir beschlossen die Nacht hinter einigen Bäumen versteckt zu campen und die Entscheidung, den Whipsaw Trail zu fahren, auf den nächsten Morgen zu verschieben und vom Wetter abhängig zu machen.
Tina wünschte sich für den nächsten Tag entweder Schnee oder Sonnenschein und etwas wärmere Temperaturen, da der bisherige Weg teilweise sehr matschig war und es durchaus helfen würde einen trockenen Trail zu befahren.
Nicht unbedingt zur größten Überraschung und als Resultat der niedrigen Temperatur in der Nacht fanden wir am nächsten Morgen etwa 15cm Neuschnee und abermals ein wunderbares Nest vor. Wieder aus Papier gebaut, direkt auf kuscheligen Handtüchern und nahe des Schlauches für die Standheizung platziert. Sicherlich ein wohliges Plätzchen in kalten Winternächten. Wieder einmal ging es an die Reinigung der Hinterlassenschaften.
Trotz Neuschnees befuhren wir den Trail, mit der Idee diesen nach etwa der Hälfte zu verlassen und einen anderen zurück zum Highway zu nehmen. Somit würden wir uns einige Kilometer sparen und die gleiche Strecke nicht mehr zurück fahren müssen. Aus den Erfahrungen der letzten Tage ließen wir diesmal den Luftdruck der Reifen gleich zu Anfang an ab um unsere Traktion zu verbessern.
Wir wurden mit leichtem Schneefall und einer wunderschön winterlichen Landschaft belohnt. Der Trail war relativ gut zu befahren, dennoch waren unsere Differentialsperren an manchen Stellen eine große Hilfe.
Als wir dann an der Kreuzung angekommen sind mussten wir leider Feststellen das es sich bei dem geplanten Zubringer zurück zum Highway um einen reinen Wanderweg handelt, und dieser auch für motorisierte Gefährte verboten ist. Tja.... definitiv schlechte Planung, das gebe ich zu.

Etwas enttäuscht drehten wir um und starteten auf den Rückweg entlang unserer Spuren. Um unsere Gemüter etwas positiver zu stimmen gab es auf halber Strecke eine Lagerfeuerpause und Bratwürste für das leibliche Wohl. Zusätzlich konnte ich noch einmal ein Bauwerk besichtigen, das mir schon auf dem Hinweg auffiel, nur meine Beifahrerin fand es alles andere als ansprechend, ich wurde angehalten weiter zu fahren. Auf einer alten Hütte, mit Wellblech bedeckt stand „Sandy Beach“ und ein Pfeil zeigte in eine Richtung. Was es damit auf sich hat, konnte ich nicht herausfinden, wohl im Sommer eine eher sandige Gegend, dachte ich. An einer Wand hatten sich alle möglichen Besucher in Form von Aufklebern verewigt. Innen war Sie mit einem Bettgestell und einem Holzofen ausgestattet. Sicherlich eine Art Schutzhütte.

Zurück an unserem Lagerplatz befreiten wir Fahrräder und Dachzelt von Ästen, gingen einem Geräusch auf die schliche und befüllten unsere Reifen wieder mit dem nötigen Druck. Es stellte sich heraus, das sich einer der Fahrradträger etwas gelockert hatte und unsere Dachreling ebenfalls. Es war erst 14Uhr als wir wieder reisebereit waren und einigten uns darauf noch am selben Tag nach Abbotsford zu fahren.
Unser Arbeitgeber erzählte uns, er habe dort ein „Condo“ (Eigentumswohnung), die wir gerne jederzeit benutzen könnten. Dies kam uns natürlich sehr gelegen, da wir unseren Untermieter, die Maus, immer noch mit auf Reisen hatten und diese endlich loswerden mussten.

Wir hatten am frühen Nachmittag auch die Gelegenheit unsere Bankkonten auf die Reise in die USA vorzubereiten und noch einige Einkäufe zu tätigen. Dem Sohn unseres Arbeitgebers gaben wir schon früher Bescheid, damit er uns trifft und den Schlüssel für die Wohnung übergibt. Leider meldete er sich lange nicht zurück und hatte dann auch eine Überraschung parat: die Wohnung ist in den USA – was für uns hieße, wir würden noch am selben Abend über die Grenze müssen.Gesagt, getan: Tinas Puls nahm schlagartig Fahrt auf... Ich hatte zur Beruhigung noch eine Pizza bestellt. Ich habe mich entschlossen die Kühlbox noch etwas umzusortieren, da wir etwa 7kg gefrorenes Hundefutter dabei hatten. Das Hundefutter wanderte nach unten und die Bierdosen nach oben. Präpariert und mit allen nötigen und unnötigen Dokumenten in griff nähe fuhren wir durch den Feierabendverkehr Richtung US Grenze...

Wie es weiter geht, gibt’s im nächsten Beitrag.

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